Der kritische Zustand von Fatemeh Sepehri im Gefängnis – Eine Frau, die nicht schweigt

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Moya Yarrahi

Seine Liebe hält mich fest...!

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Der kritische Zustand von Fatemeh Sepehri, einer politischen Gefangenen und Mitunterzeichnerin der Forderung nach „Khameneis Rücktritt“, bekannt als das „Manifest der 14“, die seit dem 21. September 2022 im Gefängnis ist, wurde als besorgniserregend gemeldet.

Menschenrechtsquellen berichten, dass sie am Sonntag, dem 11. Mai 2025, mit „besorgniserregenden Symptomen und einem Blutdruck von 5“ ins Shariati-Krankenhaus in Maschhad gebracht wurde. Trotz ihres schlechten Gesundheitszustands wurde sie nach nur einer Nacht zurück ins Gefängnis Vakilabad in Maschhad gebracht. Aufgrund der Verschlechterung ihres Zustands – sie hatte bereits eine Bypass-Operation am Herzen – wurde sie am Mittwochabend, dem 14. Mai, erneut mit starken Brustschmerzen und Herzrasen ins Krankenhaus eingeliefert.

Fatemeh Sepehri, Farzaneh Ghareh-Hassanlou und Zahra Kohnekar befinden sich seit Monaten gemeinsam in einer dreiköpfigen Zelle, bekannt als Abteilung 5 des Gefängnisses Vakilabad in Maschhad. Die Tür zu ihrer Zelle bleibt stets geschlossen, sie dürfen weder an die frische Luft noch einkaufen gehen. In einer exklusiv IranWire vorliegenden Sprachnachricht beschrieb Farzaneh Ghareh-Hassanlou die Bedingungen dort als vergleichbar mit einem „Nazi-Zwangsarbeitslager“.

Asghar Sepehri, der Bruder von Fatemeh, berichtet IranWire, dass seine Schwester für jede noch so kleine Angelegenheit ein schriftliches Gesuch einreichen müsse. Er erklärt, dass dies eine gezielte Maßnahme zur Druckausübung auf monarchistische politische Gefangene sei – ohne jeden Sicherheitsgrund. Die Gefängnisleitung verschließe die Tür zur Zelle aus dem einzigen Grund: Demütigung.

Ein Informant bestätigte gegenüber IranWire, dass Abteilung 5 des Gefängnisses Vakilabad ein „Schlachthof“ sei und dass die körperliche Verfassung der drei weiblichen Gefangenen – insbesondere Fatemeh Sepehri – äußerst kritisch sei. Er fügte hinzu: „Es besteht ernsthafte Sorge, dass die Islamische Republik den Tod dieser drei Frauen beabsichtigt. Bevor ihnen etwas zustößt und – Gott bewahre – eine von ihnen stirbt, muss etwas unternommen werden.“


Wer ist Fatemeh Sepehri?

Fatemeh Sepehri ist 61 Jahre alt. Sie ist die Witwe eines im Iran-Irak-Krieg Gefallenen. Trotz religiöser Überzeugungen unterschrieb sie im August 2019 gemeinsam mit 13 anderen Aktivist:innen einen offenen Brief an Ali Khamenei, in dem sie seinen Rücktritt forderte. Begründet wurde dies mit der Unfähigkeit der Islamischen Republik, die Bedürfnisse der iranischen Gesellschaft zu erfüllen.

Seitdem verbrachte Sepehri nur sehr kurze Zeit außerhalb des Gefängnisses. Die Justiz- und Sicherheitsbehörden der Islamischen Republik eröffneten zahlreiche Verfahren gegen sie. Im jüngsten Urteil wurden sie und ihr Bruder Mohammad-Hossein Sepehri wegen eines aus dem Gefängnis heraus veröffentlichten Schreibens zu jeweils drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Das Urteil erging durch die 5. Kammer des Revolutionsgerichts von Maschhad.

In einem weiteren Verfahren wird ihr unter anderem „Zusammenarbeit mit feindlichen Staaten“, „Versammlung und Verschwörung“, „Beleidigung des Obersten Führers“ sowie „Propaganda gegen das System“ vorgeworfen. Insgesamt wurden harte Strafen verhängt. Gemäß Artikel 134 des Islamischen Strafgesetzbuchs ist eine 10-jährige Haftstrafe für Fatemeh Sepehri vollstreckbar.

Zuletzt wurde sie am 21. September 2022 verhaftet – nur wenige Tage nach dem Ausbruch der landesweiten Proteste wegen der Tötung von Jina (Mahsa) Amini durch die Sittenpolizei. Seitdem hat sie zwei größere Operationen hinter sich: Im Mai 2023 eine Operation an der Hand und im Oktober 2023 eine offene Herzoperation.

Trotz mehrfach gemeldeter Gesundheitskrisen weigern sich die Behörden, ihr Hafturlaub zu gewähren. Laut ihrem Bruder scheiterten alle Bemühungen um eine medizinische Freistellung. Dies sorgte mehrfach für mediale Aufmerksamkeit und Menschenrechtsbedenken.

So wurde sie am Dienstagabend, dem 24. Oktober 2023, wenige Wochen nach der Herz-OP mit starken Kopfschmerzen und Brustschmerzen in die Intensivstation des Qaem-Krankenhauses in Maschhad eingeliefert – nachdem sie zuvor nur einen Tag nach der Entlassung wieder verhaftet und ins Gefängnis Vakilabad zurückgebracht worden war.

Ihr Anwalt Khosrow Alikordi sagte gegenüber IranWire, ein Video von Sepehri aus dem Krankenhaus, in dem sie den Zusammenbruch der Islamischen Republik mit „Sturm al-Aqsa“ verglich, sei wie „Benzin ins Feuer“ gewesen – und der Grund, warum sie trotz Haftunfähigkeit nicht freikam.


Abteilung 5 des Vakilabad-Gefängnisses: Ein Schlachthof

Fatemeh Sepehri, Farzaneh Ghareh-Hassanlou und Zahra Kohnekar sind in Abteilung 5 inhaftiert. Ghareh-Hassanlou beschrieb in einer Sprachnachricht die unmenschlichen Bedingungen: keine Türöffnung, kein Licht, kein Zugang zu Wasser oder Luft. Nach der Veröffentlichung der Aufnahme wurde ihr jeglicher Telefonkontakt, Besuch und selbst der Kauf von Mineralwasser verboten.

Ghareh-Hassanlou wurde bei einem Gedenkprotest für Hadis Najafi (getötet im September 2022) in Karadsch verhaftet – zusammen mit ihrem Ehemann, Dr. Hamid Ghareh-Hassanlou, der wegen des Todes des Basiji Rouhollah Ajamian beschuldigt wurde. Für diesen Fall wurden Mohammad Hosseini und Mohammad Mehdi Karami hingerichtet.

Dr. Ghareh-Hassanlou wurde zunächst zum Tode verurteilt, dann zu 15 Jahren Haft in der Verbannung, Farzaneh zu 5 Jahren Haft in der Verbannung.

Zahra Kohnekar, die in sozialen Medien unter dem Pseudonym Sepand Azar bekannt war, wurde 2023 wegen angeblicher „Bombenlegung am 11. Februar“ verhaftet. In einem Interview mit Voice of America sagte sie über sich, Sepehri und Ghareh-Hassanlou:
„Der psychische Druck ist so stark, dass ich mir den Kopf an die Wand schlagen will. Der Friedhof von Maschhad hat mehr Lebende als das Gefängnis von Maschhad.“

Sie nannte sich und ihre Mitgefangenen „die Vergessenen“: „Die Tür bleibt geschlossen. Selbst bei gesundheitlichen Notfällen ruft man – aber niemand antwortet. Das Wasser ist unbrauchbar. Wenn wir Wasser brauchen, wird stundenlang nicht geöffnet.“


Asghar Sepehri sagt, dass seine Schwester aus Protest gegen die geschlossene Tür seit Monaten auf das Telefonieren verzichtet. „Sie war sehr wütend, weil die Tür zu ihrer Abteilung ausgerechnet nach dem Fall von Baschar al-Assad geschlossen wurde – zuvor konnten sie raus zum Einkaufen und zum Hofgang. Es scheint also keinen Sicherheitsgrund zu geben – es geht klar um Druck.“

Ein IranWire-Informant bezeichnet Abteilung 5 erneut als „Schlachthof“: „Es herrscht völlige Dunkelheit, keine Lüftung, ein widerlicher Gestank – ein unmenschlicher Zustand. Die Islamische Republik will diese Frauen offenbar sterben lassen.“


„Für jeden Wunsch ein demütigendes Gesuch“

Trotz allem hat Fatemeh Sepehri auch aus dem Gefängnis nie geschwiegen. Zuletzt zwang man sie, selbst für banale Anliegen ein schriftliches Gesuch mit Unterschrift und Fingerabdruck vorzulegen.

In einer auf X (ehemals Twitter) veröffentlichten Nachricht ihres Bruders Ali Sepehri schrieb sie:
„Eines der abscheulichsten Dinge im Gefängnis ist, dass man selbst für elementarste Rechte ein schriftliches, unterwürfiges Gesuch mit Unterschrift und Fingerabdruck schreiben muss. Das letzte Mal war nur einen Tag vor meiner Notverlegung ins Shariati-Krankenhaus – es war ein Antrag auf einen zehnminütigen Telefonanruf mit meinem Bruder Mohammad-Hossein.“

Asghar Sepehri sagt: „Ich lebe in den USA. Meine Familie berichtet, dass sich ihr Zustand am Sonntag so stark verschlechterte, dass die Sanitätsstelle des Gefängnisses eine Verlegung forderte. Doch nach nur einer Nacht brachten sie sie zurück. Es heißt, sie habe Herzrasen und einen besorgniserregenden Zustand. Und selbst jetzt verweigert man ihr die Haftunterbrechung.“

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